Charles Taylor macht es den Lesern seiner Rekonstruktion der Moderne nicht immer leicht: „Ein Säkulares Zeitalter“ (Suhrkamp Verlag 2009) knüpft an Ergebnisse der Mentalitätsgeschichte, die Geschichtsphilosophie des 19. Jahrhunderts und an die soziologischen Modernisierungserzählungen des 20. Jahrhunderts an. Zudem entfaltet Taylor nicht nur eine philosophische Zeitdiagnose, er führt auch einen nicht immer explizit formulierten Dialog mit der Theologie: Dem Diktum von der wissenschaftlich-technischen „Entzauberung der Welt“ und anderen eingeschliffenen Säkularisierungstheorien setzt er die These entgegen, dass es die Religion selbst war, die das Säkulare hervorgebracht hat, und entfaltet eine komplexe Mentalitätsgeschichte des modernen Subjekts. Anlässlich der deutschen Übersetzung seines Werks wird Charels Taylor in einem Vortrag darüber referieren und anschliessend zusammen mit Otto Kallscheuer (Universität Münster) und Navid Kermani (KWI) unter der Moderation von Claus Leggewie (KWI), diskutieren, wie säkular die Welt ist.

Referenten:
Prof. Dr. Charles Taylor, kanadischer Politikwissenschaftler und Philosoph. Ausgewählte Publikationen: „Ein säkulares Zeitalter“ (2007), „Die Formen des Religiösen in der Gegenwart (2001), „Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie?“ (2001), „Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität“ (1994).

PD Dr. Navid Kermani, habilitierter Orientalist, lebt heute als freier Schriftsteller in Köln, Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI), Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ausgewählte Publikationen: „Iran: Die Revolution der Kinder“ (2000), „Dynamit des Geistes. Martyrium, Islam und Nihilismus“ (2002), „Wer ist Wir? Deutschland und seine Muslime“ (2009).

Prof. Dr. Otto Kallscheuer, deutscher Politikwissenschaftler und Philosoph, lehrte unter anderem in Princeton und an der FU Berlin. Ausgewählte Publikationen: „Marxismus und Erkenntnistheorie in Westeuropa“ (1986), „Die Grünen - letzte Wahl“ (1986), „Glaubensfragen“ (1991), „Gottes Wort und Volkes Stimme“ (1994) und 1996 das „Europa der Religionen“.

Moderation:
Prof. Dr. Claus Leggewie, Politikwissenschaftler und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI). Ausgewählte Publikationen: „Moscheen in Deutschland. Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung“, mit Bärbel Beinhauer-Köhler (2009), “Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie” (2009).

Auf die öffentliche Diskussion am Abend des 14. Juni folgt am 15. Juni (9 bis 12 Uhr) ein wissenschaftlicher Workshop zum Thema. Um eine Anmeldung zum Workshop wird bis zum 9. Juni bei Maria Klauwer, KWI, Tel. 0201/7204-153, maria.klauwer@kwi-nrw.de gebeten.